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Unfallkasse Rheinland-Pfalz | Aktuelles Detail

Es bewegt sich was im Zwergenland

Treffen der Bewegungskitas im Land bot Austausch und Impulse

Rückenansicht einer Frau, die einen hellgrauen Sweater mit der Aufschrift "Bewegungskita Rheinland-Pfalz" trägt.
70 Erzieherinnen und Erzieher waren beim Jahrestreffen der Bewegungskitas Rheinland-Pfalz dabei.

Wenn Erwachsene „Fangen im Zwergenland“ spielen oder aus Alltagsgegenständen die aberwitzigsten Kugelbahnen konstruieren, hat das in diesem Fall nichts mit einer Flucht in die Kindheit, sondern mit Professionalität zu tun: Beim Jahrestreffen der Bewegungskitas in Rheinland-Pfalz wurden Erzieherinnen und Erzieher in Workshops mit neuen Impulsen versorgt, um auf spannende und spielerische Art noch mehr Bewegung in ihre Einrichtungen zu bringen. 

Die 70 Erzieherinnen und Erzieher aus den Bewegungskitas waren aber auch zum Jahrestreffen des Vereins Bewegungskindertagesstätte Rheinland-Pfalz zur Unfallkasse Rheinland-Pfalz (UK RLP) in Andernach gekommen, um sich über das Thema „Neue Wege gehen – Bewegungskita im Wandel“ auszutauschen und als Multiplikatoren Relevantes in ihre Einrichtungen weiterzutragen. Gleichzeitig diente das Jahrestreffen zum Netzwerken. „Damit wir uns mal sehen, damit wir in Kontakt, in den Austausch kommen“, so fasste es Jördis Hasler von der UK RLP, Vorstandsmitglied des Vereins, zusammen.

Schon seit 19 Jahren bringt der Verein „Bewegungskindertagesstätte Rheinland-Pfalz e. V.“ Bewegung in die Kitas im Land, indem er sie bei der Zertifizierung mit dem Qualitätssiegel „Bewegungskita Rheinland-Pfalz“ begleitet und unterstützt. In den Bewegungskitas ist Bewegung ganz selbstverständlich – sowohl als Bestandteil des pädagogischen Konzepts als auch im gelebten Alltag. Und das kommt an: Bislang wurden in ganz Rheinland-Pfalz 162 Bewegungskitas zertifiziert – Tendenz steigend. UK RLP-Geschäftsführer Dr. Christoph Heidrich sprach in seiner Begrüßung von einem „Erfolgsmodell“, an dem gemeinsam weitergearbeitet werden soll. 

Denn der Wandel gehört dazu. Es brauche aber auch Möglichkeiten, ihn zu gestalten, so Heidrich. Dies griff Janka Heller, Vorsitzende des Vereins Bewegungskindertagesstätte Rheinland-Pfalz, auf und betonte: „Wandel ist unabdingbar, er begleitet uns stetig.“ In 19 Jahren seien gemeinsam wichtige Ideen etabliert, nachhaltige Strukturen geschaffen und immer wieder Neuerungen eingepflegt worden. Aktuellstes Beispiel ist die Vereinfachung der Prozesse rund um die Zertifizierung und die Bestätigung des Bewegungskita-Siegels – ein Thema der Workshops beim Jahrestreffen.

Bei den übrigen Workshops ging es ganz praktisch zur Sache. Wie sich Spannung und Entspannung mit den Kitakindern psychomotorisch gestalten lässt, erklärte Karin Reth-Scholten im Workshop „Im Rhythmus der Wellen“. Ihr Ansatz: Ruhe und Bewegung ergänzen sich – wie die Wellen im Meer. 

Drei Frauen hocken in einer Sporthalle auf dem Boden und versuchen, durch Anpusten einen Tischtennisball durch ein Seillabyrinth zu treiben.
Ein Tischtennisball auf seinem Weg durchs Seillabyrinth – da waren Geschicklichkeit und viel Puste gefragt.

Innerhalb kürzester Zeit von 0 auf 100 zu kommen (und umgekehrt) – das sei für Kinder ganz normal, so Reth-Scholten. Eine neuere Entwicklung sei es jedoch, dass es immer mehr unruhige Kinder gibt, denen es sehr schwer fällt, Stille und Inaktivität auszuhalten und sich zu entspannen. Bei bewegungsintensiven Spiele wie „Fangen“ können sie sich ausleben und die Herausforderung annehmen, auch mal still zu stehen. Spielerisch sollte ebenso die Körperwahrnehmung gefördert werden, denn auch die braucht es für erfolgreiche Entspannung.

Eingebettet in eine Geschichte aus dem Zwergenland machten die von Karin Reth-Scholten vorgestellten Spiele und Übungen rund um An- und Entspannung gleich noch mehr Spaß. Das erfuhren die Erzieherinnen und Erzieher am eigenen Leib: Mit einem Gymnastikball zwischen sich bewiesen sie sich im „Zwergenkampf“; sie zeigten Ehrgeiz im Tauziehen, wurden zu Transportwagen für „Zwergenware“, entspannten mithilfe von kuscheligen Wald(stoff)tieren im „Geisterbett“ und lauschten „Zauberklängen im Geisterwald“. 

Eine aus Holzklötzchen gebaute Kugelbahn.
Fast ein Kunstwerk war die aus Kapla-Steinen gebaute Kugelbahn.

Ihren Spieltrieb ausleben konnten die Bewegungskita-Erzieherinnen und-Erzieher auch im Workshop „Kugelbahn und Co.“. Aus Alltagsgegenständen und Kartons, Spielzeug, Materialien aus der Natur und etwas Klebeband konstruierten sie die aberwitzigsten Bahnen und Apparaturen. Ihrer Kreativität waren dabei keine Grenzen gesetzt – Hauptsache, die Kugel konnte am Ende rollen. „Da stecken viele Lernerfahrungen und physikalische Erkenntnisse drin“, resümierte Workshop-Leiterin Jutta Heim. Und nicht nur das: Beim gemeinsamen Bauen werden Psychomotorik und Motorik, kognitive Fähigkeiten, Materialerfahrung, Kreativität, logisches Denken, Körperbewusstsein und Teamwork gefördert – wofür Spielen nicht alles gut sein kann. 

Zum Hintergrund: Der Verein Bewegungskindertagesstätte Rheinland-Pfalz e. V. wurde gemeinschaftlich von der Deutschen Akademie – Aktionskreis Psychomotorik e. V., der Sportjugend des Landessportbunds Rheinland-Pfalz, den Turnverbänden in Rheinland-Pfalz, dem Bundesarbeitsgemeinschaft für Haltungs- und Bewegungsförderung e. V. und der Unfallkasse Rheinland-Pfalz gegründet. Partner des Vereins sind das rheinland-pfälzische Ministerium für Bildung und die IKK Südwest. Gemeinsames Ziel ist die Förderung der ganzheitlichen kindlichen Entwicklung und der Bildung durch Bewegung in der Kindertagesstätte. Um Bewegungskita zu werden, müssen sich die Auswahl der Angebote und Aktivitäten der Kindertageseinrichtung und die Gestaltung der Umgebung nach einer Leitidee richten: Bewegung wird zum Grundprinzip der Erziehung, Bildung und Persönlichkeitsförderung von Kindern. Mehr Informationen gibt es auf der Webseite des Vereins Bewegungskindertagesstätte Rheinland-Pfalz.

„Bewegung ist das Tor zum Lernen – das sagt die Neurowissenschaft. Bewegung ist aber auch das Tor zur Gesundheit.“ 
Dr. Christoph Heidrich, Geschäftsführer der Unfallkasse Rheinland-Pfalz

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